ABT.
GUT GEKUPFERT IST HALB GEWONNEN - ABER NUR HALB
Die
Konkurrenz: "Panic"
Ja, es gab Sie, zumindest eine Zeit
lang: Konkurrenten von MAD!
In den frühen 80er Jahren versuchte der Zeitschriften- und Buchverlag
Interpart GmbH & Co. KG, Hamburg, vom Erfolg, den MAD zu dieser Zeit
hatte, ebenfalls zu profitieren und schmiss gleich 2 Magazine auf den Markt,
die MAD z.T. sehr detailliert kopierten: "Stupid" und "Panic".
Letzteres möchte ich hier etwas genauer vorstellen.
PANIC
- Erscheinungszeitraum: 1982-?
- Erscheinungsweise: alle 3 Monate
- Format: 20,5 x 28,3 cm
- Seitenanzahl: 52
- Einband: Softcover;
Doppelklammerung
- Verlag: Zeitschriften- und
Buchverlag Interpart GmbH & Co. KG, Hamburg
- Kioskpreis: DM 3,-
<- Cover kann durch Anklicken vergrößert
werden (41 KB)
Im Comic-Stil und überwiegend in
schwarz/weiß gehalten kopierte "Panic" das deutsche MAD
geradezu unverschämt detailliert. Da gedankliches Eigentum in Form von
Ideen, Gags, usw. nicht urheberrechtlich geschützt werden kann, konnten
typische MAD-Einfälle zum großen Teil fast unverändert übernommen
werden. Natürlich gab es einen "Almanach"-Klon mit
geschichtlichen Rückblicken (bei MAD: "Erinnern Sie sich noch?"),
Bauernregel, "Bildern, die Geschichte erzählen" (MAD: "Aus
dem Fotoalbum der Geschichte") und einer Art "Leitspruch des
Monats". Es
gab Leserbiefe mit den entsprechenden Blödel-Antworten der Redaktion ("Die
Red."), mies gezeichnete Film- und Fernsehparodien mit teilweise ganz
passablen Gags, Kurzbeiträge im Stile von Don Martin, Werbeparodien und
überhaupt so gut wie jede typische MAD-Rubrik.
Sogar
der Zeichner Amro, welcher in den MAD-Heften 124-132 (1979/80) vertreten
ist, zeichnete Beiträge für "Panic". Sein Stil und seine
Figuren ähneln sehr denen von Don Martin, würden sie ihren Namen
nicht angeben, könnte man die beiden nur schwer auseinanderhalten.
Kopiert
wurden ebenfalls die Idee mit den "Abteilungen" (wobei diese nicht
konsequent umgesetzt wurde, d.h. nicht über jedem Beitrag erscheint),
typische MAD-Wörter (Fachbegriff: "Onomatopöien") wie "lechz!"
und "würg!", der Stil der Überschriften ("Heute ist
immer noch ihr Pechtag, wenn...") und sogar die typische Preisangabe
auf der Titelseite.
Viele Beiträge erschienen in Farbe, das meiste jedoch blieb
schwarz/weiß. Wie bei MAD wurde auch in "Panic" komplett auf
Werbung verzichtet, was auf den ersten Blick erstaunlich scheint, da das
Magazin mit 52 Seiten über einen wesentlich größeren Umfang
als MAD verfügte und trotzdem ebenfalls nur die damaligen 3,- DM
kostete. Wenn man aber bedenkt, dass MAD die einzige Zeitschrift war, die
der Williams Verlag herausbrachte und sich demzufolge finanziell absolut
selbst tragen musste, wohingegen der Verlag von "Panic" noch
zahlreiche andere Zeitschriften am Markt hatte, kann man recht leicht
erkennen, dass hier der Kostenfaktor nicht ganz so problematisch war.
Offenbar wollte man MAD lediglich Leser abjagen. Der Experimentiercharakter
von "Panic" wird auch durch den ungewöhnlichen quartalsmäßigen
Erscheinungsturnus deutlich. MAD hingegen erscheint monatlich.
Neben den fehlenden Seitenzahlen wurden weder Zeichner (bis auf wenige
Ausnahmen), noch Texter, noch Redakteure beim Namen genannt. Die Macher
blieben also weitgehend anonym. So kann auch nicht gesagt werden, ob und
wieviele Beiträge aus dem Amerikanischen übernommen wurden, mit
Ausnahme der Beträge von Amro. Hinweise auf eventuelle amerikanische
Schwesterzeitschriften fehlen.
Ernstzunehmende Konkurrenz für MAD war "Panic" aber wegen
seiner geringen Qualität nie. Das Magazin hielt sich auch nicht lange
am Markt.
"Stupid" erschien, anders als "Panic", als
Lizenzausgabe eines US-Magazins ("Cracked") und ahmte MAD in ähnlicher
Weise nach. So verwendete "Stupid" u.a. den wohlklingenden
Untertitel "Das interessanteste Magazin der Welt". Aber auch "Stupid"
konnte MAD nichts anhaben und lebte nicht lange.
Heutzutage besetzt MAD eine Nische. Magazine in ähnlicher Aufmachung
und mit ähnlichem Inhalt gibt es auf dem deutschen Markt nicht mehr.
Doch das heißt nicht, dass sich MAD nicht jeden Monat wieder auf's
Neue durchsetzen muss, denn der Zeitschriftenmarkt war noch nie so groß
wie heute. Direkten Konkurrenten sind demzufolge alle Jugendzeitschriften.