ABT. GUT GEKUPFERT IST HALB GEWONNEN - ABER NUR HALB

Die Konkurrenz: "Panic"

Ja, es gab Sie, zumindest eine Zeit lang: Konkurrenten von MAD!
In den frühen 80er Jahren versuchte der Zeitschriften- und Buchverlag Interpart GmbH & Co. KG, Hamburg, vom Erfolg, den MAD zu dieser Zeit hatte, ebenfalls zu profitieren und schmiss gleich 2 Magazine auf den Markt, die MAD z.T. sehr detailliert kopierten: "Stupid" und "Panic". Letzteres möchte ich hier etwas genauer vorstellen.
 
PANIC Nr. 2PANIC

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Im Comic-Stil und überwiegend in schwarz/weiß gehalten kopierte "Panic" das deutsche MAD geradezu unverschämt detailliert. Da gedankliches Eigentum in Form von Ideen, Gags, usw. nicht urheberrechtlich geschützt werden kann, konnten typische MAD-Einfälle zum großen Teil fast unverändert übernommen werden. Natürlich gab es einen "Almanach"-Klon mit geschichtlichen Rückblicken (bei MAD: "Erinnern Sie sich noch?"), Bauernregel, "Bildern, die Geschichte erzählen" (MAD: "Aus dem Fotoalbum der Geschichte") und einer Art "Leitspruch des Monats". ÜberschriftEs gab Leserbiefe mit den entsprechenden Blödel-Antworten der Redaktion ("Die Red."), mies gezeichnete Film- und Fernsehparodien mit teilweise ganz passablen Gags, Kurzbeiträge im Stile von Don Martin, Werbeparodien und überhaupt so gut wie jede typische MAD-Rubrik.
AmroSogar der Zeichner Amro, welcher in den MAD-Heften 124-132 (1979/80) vertreten ist, zeichnete Beiträge für "Panic". Sein Stil und seine Figuren ähneln sehr denen von Don Martin, würden sie ihren Namen nicht angeben, könnte man die beiden nur schwer auseinanderhalten.
Abt.Kopiert wurden ebenfalls die Idee mit den "Abteilungen" (wobei diese nicht konsequent umgesetzt wurde, d.h. nicht über jedem Beitrag erscheint), typische MAD-Wörter (Fachbegriff: "Onomatopöien") wie "lechz!" und "würg!", der Stil der Überschriften ("Heute ist immer noch ihr Pechtag, wenn...") und sogar die typische Preisangabe auf der Titelseite.
Viele Beiträge erschienen in Farbe, das meiste jedoch blieb schwarz/weiß. Wie bei MAD wurde auch in "Panic" komplett auf Werbung verzichtet, was auf den ersten Blick erstaunlich scheint, da das Magazin mit 52 Seiten über einen wesentlich größeren Umfang als MAD verfügte und trotzdem ebenfalls nur die damaligen 3,- DM kostete. Wenn man aber bedenkt, dass MAD die einzige Zeitschrift war, die der Williams Verlag herausbrachte und sich demzufolge finanziell absolut selbst tragen musste, wohingegen der Verlag von "Panic" noch zahlreiche andere Zeitschriften am Markt hatte, kann man recht leicht erkennen, dass hier der Kostenfaktor nicht ganz so problematisch war. Offenbar wollte man MAD lediglich Leser abjagen. Der Experimentiercharakter von "Panic" wird auch durch den ungewöhnlichen quartalsmäßigen Erscheinungsturnus deutlich. MAD hingegen erscheint monatlich.Preis
Neben den fehlenden Seitenzahlen wurden weder Zeichner (bis auf wenige Ausnahmen), noch Texter, noch Redakteure beim Namen genannt. Die Macher blieben also weitgehend anonym. So kann auch nicht gesagt werden, ob und wieviele Beiträge aus dem Amerikanischen übernommen wurden, mit Ausnahme der Beträge von Amro. Hinweise auf eventuelle amerikanische Schwesterzeitschriften fehlen.
Ernstzunehmende Konkurrenz für MAD war "Panic" aber wegen seiner geringen Qualität nie. Das Magazin hielt sich auch nicht lange am Markt.
 
"Stupid" erschien, anders als "Panic", als Lizenzausgabe eines US-Magazins ("Cracked") und ahmte MAD in ähnlicher Weise nach. So verwendete "Stupid" u.a. den wohlklingenden Untertitel "Das interessanteste Magazin der Welt". Aber auch "Stupid" konnte MAD nichts anhaben und lebte nicht lange.
 
Heutzutage besetzt MAD eine Nische. Magazine in ähnlicher Aufmachung und mit ähnlichem Inhalt gibt es auf dem deutschen Markt nicht mehr. Doch das heißt nicht, dass sich MAD nicht jeden Monat wieder auf's Neue durchsetzen muss, denn der Zeitschriftenmarkt war noch nie so groß wie heute. Direkten Konkurrenten sind demzufolge alle Jugendzeitschriften.
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